„Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen!“

Kurz und Strache verordnen Österreichs Pflichtschulen heute ein „Pädagogikpaket“, das seinen Namen nicht verdient.

Regierungsabgeordnete loben heute im Parlament die erneute Schulreform als ein Bekenntnis zu Leistung und Notenwahrheit. SLÖ und FSG bezeichnen das Etikettierungspaket als einen Anschlag auf die österreichischen Pflichtschulen und die Autonomie der Schulpartnerschaft.„Wenn Kurz und Strache vorgeben, dadurch wieder den Leistungsgedanken in der Pflichtschule einzuführen, verheimlichen sie der Öffentlichkeit, dass die Gymnasien die besten Schüler/innen von den Volksschulen erhalten und die berufsbildenden höheren

Schulen 70% ihrer Schüler/innen den Neuen Mittelschulen beziehen“, entgegnet Thomas Bulant, Pflichtschullehrer, Gewerkschafter und SLÖ-Vorsitzender. „Mit diesem Paket macht die Regierung das Märchen vom Aschenputtel zu ihrer bildungspolitischen Maxime. Der pädagogische Nutzen dieser Reform ist gleich Null. Kinder und Schulen werden etikettiert. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.“

Da sich der zuständige Minister vor kurzem öffentlich davon verabschiedet hat, in seinem Ressort Entscheidungen aufgrund wissenschaftlicher Grundlagen zu treffen, rät ihm der SLÖ auf das Expertentum in den Schulen zu hören. Die von der Regierung vorbereiteten Tools wie Sitzenbleiben, Nicht genügend und Leistungsgruppen werden in den Schulen nur deshalb nicht abgelehnt werden, da sie aus früheren Jahrzehnten bekannt sind. Lehrer/innen wissen aber genau, dass kein einziges Kind dadurch besser lesen lernen oder sich schneller in die Klassengemeinschaft integrieren wird. „Für das Erlernen und Üben der Grundkompetenzen brauchen wir Kleingruppen statt Leistungsgruppen. Für die Integration von Kindern mit besonderen pädagogischen Herausforderungen brauchen wir Beziehungsarbeit statt Notendruck. Es ist nicht mehr zu akzeptieren, dass die Regierung den Schulen für diese Beziehungsarbeit den Support durch Sozialarbeit und Psychologie verweigert“, klagt Thomas Bulant.

„Mit diesem Paket werden nun die Schüler/innen und ihre Eltern unter Druck gesetzt. Der Misserfolg dieser Reform ist absehbar. Daher hat die Regierung bereits als zweiten Schritt ein Überwachungs- und Belastungspaket in Vorbereitung. Empfänger werden die Lehrer/innen sein“, warnen FSG und SLÖ. „Administrative Mehrarbeit durch Bewertungsraster in der Leistungsbeurteilung in allen Gegenständen, vermehrte Mitteilungspflichten und individuelle Kompetenz- und Potentialtestungen auf der 3., 4., 7. und 8. Schulstufe in den Schularbeitsgegenständen sind geplant. Der Pädagoge droht zum Aschenputtel und Buchhalter des Minoritenplatzes zu werden.“

Hier gibt es das Original der APA Presseaussendung zum download.